Ich, die multiple Persönlichkeit

Melanie Bukowski, Geschäftsbereich Personalräte


Melanie Bukowski an ihrem Schreibtisch im Homeoffice

Normalerweise gehe ich an meinem privaten Schreibtisch auf Mörderjagd oder lege meinen Hauptfiguren auf dem Weg zum Happy End Steine in den Weg. Mein Arbeitszimmer ist der Ort, an dem ich als Autorin meine Fantasie zu Papier bringe und so Geschichten für Drehbücher und Romane erschaffe. Doch nun sitze ich seit Mitte März an selbigem Schreibtisch, schmeiße von hier aus den Geschäftsbereich unserer beiden Personalräte und bin zudem im Wahlvorstand für die nun verschobenen Personalratswahlen tätig. Da passiert es schon einmal schnell, dass ich mich frage, welchen Hut ich gerade aufhabe und in welchem Aufgabenbereich ich aktuell unterwegs bin.

Am 16.03.2020 zeichnete sich ab, dass der Corona-Virus uns alle in unseren Jobs vor neue Herausforderungen stellt. Da ich täglich rund neunzig Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bin, war ich dankbar, unmittelbar nach Ausbruch der Krise, von zu Hause aus arbeiten zu dürfen. Doch schnell wurde deutlich, dass ich die Arbeitssituation völlig unterschätzt hatte. Personalratsarbeit ist Gremienarbeit. Der Personalrat für das Personal in Technik und Verwaltung (PR TuV) hat sieben Mitglieder, der Personalrat für die wissenschaftlich und künstlerisch Beschäftigen (PR wiss) besteht aus neun. All diese Personen arbeiten aktiv ehrenamtlich mit – jeder auf seine individuelle Weise. Es ist eine immens vielfältige und abwechslungsreiche Arbeit. Doch diese Arbeit fand vor der Krise oft in sehr persönlichen Rahmen statt. Einmal pro Woche hält jeder Personalrat seine Sitzung ab, fasst Beschlüsse über die vom Dezernat für Personalmanagement eingereichten Personalmaßnahmen und setzt sich mit Problematiken rund um die Beschäftigung an der Deutschen Sporthochschule Köln auseinander. In der Corona-Krise sind Fragen zum Arbeits-und Gesundheitsschutz und alles rund um das Thema Familie ganz präsent vertreten. Allein die Beschlussfassung der Gremien gestaltet sich nun als Herausforderung. Wir können bis auf Weiteres keine Sitzungen mehr abhalten, bei denen wir mit dieser Menge an Personen in einem Raum körperlich anwesend sind. Also finden die Sitzungen nun online statt. Hier stellte sich wiederum die Frage, ob eine Abstimmung online rechtskräftig ist. So haben wir ein Umlaufverfahren eingerichtet, bei dem jedes Personalratsmitglied seine Stimme schriftlich zu jeder einzelnen Maßnahme abgibt.

Screenshot einer Videokonferenz
Webex-Meeting mit den Mitgliedern des Personalrats für die wissenschaftlich und künstlerisch Beschäftigten.

Vor der Corona-Krise habe ich alle Sitzungen persönlich begleitet und protokolliert. Im Anschluss wurden die gefassten Beschlüsse dem Personaldezernat  in Form eines unterschriebenen Vorlagenpapiers übermittelt. Es war für mich also ein Leichtes, in den Sitzungen gleich die Abstimmungsergebnisse sehen und notieren zu können. Nun dauert die Auswertung der Abstimmungen viel länger, denn ich muss die einzelnen Stimmenabgaben jedes Personalratsmitglieds erfassen und die Stimmen addieren. So arbeite ich nun mit Strichlisten. Die Beschlüsse können derzeit nicht in Papierform bei Dezernat 2 eingereicht werden, da die Personalratsmitglieder und ich nicht vor Ort sind. Ich teile daher die Beschlüsse per E-Mail mit, muss aber für die Phase nach der Homeoffice-Regelung im Blick behalten, was wir dann alles noch unterzeichnen und nachreichen müssen. Der Kontakt zu den Personalreferentinnen und Sachbearbeiterinnen funktioniert gut. Bei Fragen telefonieren wir oftmals schnell – dabei tauschen wir uns gerne auch mal darüber aus, wie es gerade allgemein im Homeoffice läuft.

Videokonferenz mit Homeoffice im Hintergrund
In den wöchentlichen Online-Sitzungen (hier mit dem PR TuV) bekommt man häufiger etwas aus dem privaten Umfeld der Personalratsmitglieder mit.

Ein offenes Ohr zu haben, gehört zur Personalratsarbeit und so kommt es während der Krise gefühlt noch häufiger vor, dass mir die Kolleg*innen ihre Sorgen und Ängste in dieser Zeit anvertrauen. Ich fühle mich geehrt, dass ich so sehr ins Vertrauen gezogen werde. Wenn es Probleme gibt, die mit dem Arbeitsplatz zu tun haben, vermittle ich gerne den Kontakt zu den vorsitzenden Personen der Personalräte. Zu Diana Emberger (PRwiss) und Thomas Volbeding (PRTuV) habe ich auch im Homeoffice den kurzen Draht. Unsere Zusammenarbeit macht mir großen Spaß – sie ist stets von einem wertschätzenden und humorvollen Umgang miteinander geprägt. Thomas und ich haben vor der Krise immer eine Lagebesprechung beim Frühstück gemacht. Nun hat es sich eingebürgert, dass wir uns direkt morgens nach dem Hochfahren des Rechners über Videotelefonie sehen und austauschen – das setzt sich dann je nach Bedarf mehrmals am Tag fort. Diana und ich kommunizieren viel über E-Mails, Telefonate führen wir meist zweimal die Woche, um die Wochenplanung zu machen. Je länger die Homeoffice-Phase anhält, desto mehr fehlen mir die persönlichen Begegnungen mit den Kolleg*innen. Umso schöner sind dann die wöchentlichen Online-Sitzungen. Hier bekommt man dann schon mal häufiger etwas aus dem privaten Umfeld der Personalratsmitglieder mit: ob das der Hund ist, der zwischendurch gestreichelt wird, die Kinder, die mal schauen, was Mama oder Papa da vor dem PC machen oder die kleine Musikeinlage mit der eigenen Gitarre, die uns ein Personalratsmitglied nun bereits ein paarmal geschenkt hat.

Trotz der Distanz geben einem genau solche Momente das Gefühl, dass wir noch enger zusammenwachsen. Sie sind wertvoll und so menschlich. Doch auch der wöchentliche Betriebssport, in meinem Fall Yoga, bei dem ich wenigstens online in bekannter Gesellschaft etwas Positives erlebe, und die vielen privaten Kontakte zu lieben Kolleg*innen, mit denen ich sonst die Pause verbracht habe, stärken das Gemeinschaftsgefühl bei mir ungemein. Am Ende eines Homeoffice-Tages setze ich alle Spoho-Hüte ab. Meine Autorenpersönlichkeit freut sich dann einmal mehr, wieder auf Fantasiereise mit meinen liebgewonnenen Figuren gehen zu dürfen.


Autorin: Melanie Bukowski, Geschäftsbereich Personalräte



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