Von der Idee zur Gründung:

Ein Interview mit Sophie Manuela Lindner über die Gründung des Start-Ups HE4DS

Sophie Manuela Lindner ist Gründungsmitglied und CEO des Start-Ups HE4DS. Sie ist Dozentin am Institut für Tanz und Bewegungskultur der Deutschen Sporthochschule Köln und promoviert zum Thema “Breakdance & Olympia”. In diesem Interview spricht sie über ihre Gründungserfahrung und ihre Vision, mehr Wissen im Gesundheitsbereich für Tänzer:innen zu vermitteln.



Was hat euch zu eurer Gründungsidee bewegt?

Uns Gründer: innen von HE4DS verbindet eine gemeinsame Leidenschaft: Wir lieben es zu Tanzen, im speziellen zu Breaken (*Breaking/Breakdance). Jede:r von uns bringt über 15 Jahre Erfahrung als professionelle:r Tänzer:in im internationalen Wettbewerb mit. Durch exzessive Tanztrainings über lange Zeit hatte jeder von uns zahlreiche Verletzungen, darunter auch einige Operationen. Auf der Suche nach Rat bei verschiedenen Ärzt:innen kam immer dieselbe Aussage: “Dann hören Sie doch auf zu tanzen!” Aus diesem Grund haben wir es uns zur Mission gemacht, mehr Wissen im Gesundheitsbereich für Tänzer:innen zu vermitteln und dadurch das Gesundheitsbewusstsein in der Tanzszene zu fördern. Das höhere Ziel ist es, besser und verletzungsfrei zu tanzen!

Wann habt ihr mit der Gründung von HE4DS begonnen?

Unser Gründungsteam hat sich im August 2020 gefunden. Wir sind drei Physiotherapeut:innen und eine Kommunikationswissenschaftlerin. Gerade als wir begonnen hatten, uns mit der Gründungsidee des Start-Ups auseinanderzusetzen, kam jedoch die Corona-Pandemie. Das hat unsere Pläne komplett durcheinandergeworfen. Die Zeit in der Pandemie haben wir genutzt, um unsere Services, die Homepage und unsere Präsenz auf den sozialen Medien auszuarbeiten. Wir haben uns dazu entschieden, HE4DS in der Rechtsform einer UG zu gründen und im Juni 2021 final gestartet.

Welche Dienstleistungen habt ihr während der Pandemie angeboten?

Pandemiebedingt konnten wir nicht – wie ursprünglich geplant – Dienstleistungen vor Ort anbieten. Daher haben wir uns auf Online-Services fokussiert. Wir haben das 1-zu-1 Online-Coaching ins Leben gerufen und online Community-Workshops mit freiwilliger Spende angeboten. Hier konnten wir unsere spezifische Zielgruppe und unseren Markt kennenlernen. Es war sehr interessant, zu sehen, wie viel unsere Workshops den Tänzer: innen wert sind. Nach diesen Learnings haben wir anschließend unsere beiden On-Demand-Kurse konzipiert: HE4DS Mobility Pro und HE4DS Mental Training. Auf unserer Homapage haben wir auch eine gratis Trial Version, bei der man einen Einblick in die remote Kurse erhält.

Wie sah die Unterstützung aus, die ihr euch von außen geholt habt?

Wir haben in der gesamten Gründungsphase immer wieder Unterstützung von verschiedenen Förderprogrammen erhalten. An der Deutschen Sporthochschule Köln haben wir am Transfer Think Tank mit dem Schwerpunkt „Technologien für eine gesunde Bewegung“ teilgenommen. Das ist ein Inkubatorenprogramm, das vom GSU Innovation Space angeboten wird, und für den man sich mit einer Transfersideen aus der Wissenschaft bewerben kann. Das Programm bietet Workshops zu verschiedenen Themen. Im Ideensprint haben wir unser Angebot, Anwendungsfälle, Zielgruppen und Anwender sowie unsere Alleinstellungsmerkmale geschärft und daraus ein Mission Statement formuliert. Im Roadmapping haben wir viele hilfreiche Informationen zu Finanzierungsmöglichkeiten erfahren, Verwertungsstrategien entwickelt und nächste Schritte zur weiteren Umsetzung von HE4DS geplant. Im letzten Workshop wurden wir von einem professionellen Bühnentrainer gecoacht und erhielten zahlreiche Tipps um die Jurymitglieder bei der Abschlussveranstaltung von HE4DS zu begeistern. Dazu wurden Expert:innen passend zu den vorgestellten Transferideen eingeladen, unter anderem Sebastian Prenger, Fachgebietsleiter Sporttechnologie / Wir – Innovation im Spitzensport vom BISp. Mit ihm konnten wir uns über HE4DS austauschen und wertvolle Tipps bekommen.

Über den Transfer Think Tank hinaus werden wir vom Gateway Gründungsservice der Deutschen Sporthochschule Köln individuell weiter betreut. Die Betreuung und das gesamte Transfer Think Tank Programm waren ein großer Gewinn für uns. Wir haben wichtige Kontakte geknüpft und Impulse in Bezug auf unseren weiteren Weg erhalten, aber auch ganz praktische Benefits wie die Gewinnung von Klarheit in Bezug auf unsere Services und die Konkretisierung unseres eigenen Projekts. Wir empfehlen jedem mit einer Transferidee aus seiner Forschung beim Transfer Think Tank teilzunehmen.
Nächstes Thema: Aktiv, Gesund & Versorgt im Alter, Start August 2023

Was habt ihr bisher seit eurer Gründung gelernt?

Durch unser fortlaufendes Controlling haben wir gelernt, welche Services von unseren Zielgruppen erfolgreich angenommen werden. Wir haben auch erkannt, dass wir in einem Nischenmarkt tätig sind und dass es schwierig ist, skalierbare Produkte mit kleinem Budget und begrenzter Reichweite in den Umlauf zu bringen, wie zum Beispiel unsere Remote-Kurse. Wir haben unseren Fokus auf die Zusammenarbeit mit großen Tanzfestivals gelegt, bei denen wir Backstage-Betreuung anbieten sowie die Kooperation mit Tanzschulen, um unsere mehrtägigen Fortbildungsseminare durchzuführen. Wir haben auch erkannt, dass wir in unserem Bereich Pioniere sind und eine Vorbildfunktion innehaben. Viele Gesundheitsexpert:innen kommen auf uns zu und wollen mit uns zusammenarbeiten.

Hast du weitere Ratschläge für Personen, die selbst über eine Gründung nachdenken?

Unserer Erfahrung nach hat es uns sehr geholfen, sich mit anderen auszutauschen, die denselben Weg bereits gegangen sind. Wir haben viel von Start-Ups gelernt, die vor uns gegründet hatten und mit uns ihre Learnings aus deren Erfahrungen geteilt hatten. Ein Ratschlag für interessierte Gründer:innen ist es sich mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen, um nicht alleine sondern im Team eine Idee zu verwirklichen.  Eine Gründung ist ähnlich wie das Aufziehen von Kindern und es ist schwer, alles allein zu bewältigen. Außerdem muss man flexibel bleiben. Durch die Erfahrungen mit HE4DS haben wir auch gelernt, dass man flexibel bleiben muss. Am Anfang hat man eine große Vision, aber manchmal merkt man in der Durchführung, dass das nicht exakt so funktioniert. Es kommen immer wiedermal Momente, in denen man durch die Reflexion des eigenen Projektes merkt, dass man gewisse Dinge abändern und anpassen muss. Das kann immer wieder passieren, selbst nach 2 oder 3 Jahren.

Was sind eure aktuellen Pläne und wohin soll es 2023 gehen?

Unser Fokus liegt darauf, Multiplikator:innen auszubilden. Wir wollen unser Wissen weitergeben und unser Team erweitern. Aktuell bieten wir im Juni und Juli zum ersten Mal unser „HE4DS Education Program“ an, eine Online-Fortbildung für Tänzer: innen, Tanzlehrende und medizinische Berufsgruppen. Das HE4DS Education Program besteht aus dem HE4DS Detective-Kurs und dem HE4DS Trainer-Kurs. Beide Kurse sind zweitägig und komplett online. Der HE4DS Detective-Kurs dreht sich darum, dass man die Charakteristik und die körperlichen Voraussetzungen für jeweilige Tanzstile versteht und lernt, durch verschiedene Testmethoden Schwachstellen zu identifizieren. Hier lernt man, vor allem Tanzbewegungen im Detail zu analysieren. Beim HE4DS Trainer geht es um angewandte Trainingslehre auf den Tanz und Inhalte wie Mobility, Selbsttherapie und Breathwork für Tänzer: innen. Also alles, was ein:e Tänzer:in benötigt, um besser und gesund zu tanzen. Der nächste große Schritt für 2023 ist es, Gleichgesinnte zu finden, die genauso wie wir für unsere Mission brennen. Ziel ist es, das HE4DS-Kernteam zu vergrößern, um gemeinsam einen positiven Impact auf die Tanzwelt zu schaffen.

Kontakt:
Wir freuen uns mit Gründungsinteressierten in Kontakt zu treten und im Gründungsprozess weiterzuhelfen. Meldet euch gerne bei uns.

Email: hi@he4ds.com


In der aktuellen Ausgabe der ZeitLupe finden Sie ein weiteres Interview über Sophies Tanzleben und Breaking im Allgemeinen.



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