Isfahan. Die letzte Etappe

Wir verließen Schiraz und das House of Elephant und verabschiedeten uns schweren Herzens von Razihes Freunden Mitra und Davood, die uns bisher auf unserer Reise begleitet hatten und machten uns auf den Weg zu unserem letzten Stopp nach Isfahan. Diesmal ging es mit dem Bus weiter und auf der fünfstündigen Fahrt wurde uns bewusst, wie groß der Iran ist. Kilometerlang fuhren wir durch karge, hügelige Wüstenlandschaft. Dennoch war die Fahrt kurzweilig und wurde für kleine Schläfchen genutzt und mit Spielen herumgebracht.

Angekommen in Isfahan, ging es für uns gleich weiter. Nach einem leckeren Mittagessen in ungewöhnlicher Atmosphäre – in einem ehemaligen Hamam, mit Livemusik, außerdem mit Deutschlandfähnchen, das uns nach Ankunft auf den Tisch gestellt wurde – hatten wir für den Rest des Tages ein volles Programm vor uns. Unser Hotel lag im Zentrum inmitten des Basars, sodass wir zu Fuß zu unserer Erkundungstour starten konnten. Als Erstes ging es zum Hascht-Behescht-Palast, der – wie so oft – in einer wunderschönen Parkanlage liegt.

Danach ging es weiter zum Platz des Imam, einem der größten Plätze der Welt, der von Moscheen und dem Basar umgeben ist. Wir besuchten die Jame-Moschee, die uns mit ihrer Größe, den schönen blauen Mosaik-Kacheln und einem unglaublichen Echo überwältigte. An den Platz grenzt der Basar, der uns mit seinen kilometerlangen Gässchen und Kaufhallen wie ein Labyrinth erschien. Auch wenn wir bereits in Schiraz „Basar-Erfahrung“ gesammelt hatten, war der Besuch in Isfahan wieder ein anderes Erlebnis. Zum ersten Mal hatten wir das Gefühl, wirklich aufzufallen. So wurden wir nicht selten auffällig beäugt, heimlich gefilmt oder um Fotos gebeten. Ehe wir uns versahen, landeten wir außerdem plötzlich teetrinkend in einem Geschäft für Perserteppiche und mitten in einem Verkaufsgespräch.

Razieh kam allerdings im richtigen Moment und bewahrte uns so vor einem teuren Kauf. Alles in allem waren die Verkäufer aber nie aufdringlich und so lernten wir noch einiges über die aufwändige Herstellung der handgemachten Teppiche. Insgesamt waren wir sehr froh, Razieh auf dem Basar dabeizuhaben, da sie uns ein ums andere Mal vor überteuerten Käufen bewahrte und faire Preise heraushandelte, die sich deutlich von denen für Touristen unterschieden.

Erschöpft von den Erlebnissen des Tages, ließen wir den Abend gemütlich im Innenhof unseres Hotels ausklingen.

Den nächsten Tag starteten wir gemütlich mit einer Runde Yoga, bevor wir uns gegen Mittag zu einem erneuten Besuch des Basars aufmachten. Während einige schon beim Wort Basar Schweißausbrüche bekamen, waren andere von uns ganz wild darauf, die letzten Einkäufe zu machen. Da an diesem Tag ein nationaler Feiertag war, wurden wir auf dem Weg mit Tee, traditioneller Limonade und kleinen Gebäckstücken beschenkt.

Nachmittags verschlug es uns in das armenische Viertel der Stadt, das sich deutlich vom traditionellen Isfahan unterscheidet, welches wir bisher kennengelernt hatten. Die Straßen mit kleinen Cafés hätten sich so auch in jeder europäischen Stadt befinden können und sogar eine Kirche fanden wir dort. Später schlenderten wir noch am Fluss entlang und überquerten eine der berühmten Bogenbrücken.

Am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen – Abschied vom Iran, aber auch Abschied von Razieh und ihrer Familie und Freunden, die wir im Verlauf der Reise kennengelernt haben. Mit dem Bus ging es früh morgens von Isfahan zurück nach Teheran. Die Fahrt war abenteuerlich, aber wir hatten volles Vertrauen in unseren Fahrer, der sich durch den Verkehr und auch durch den plötzlichen Verlust des Außenspiegels nicht aus der Ruhe bringen ließ.

Unserer Reise endete schließlich, wie sie begonnen hatte: mit ganz viel Gastfreundschaft und Herzlichkeit. Wir lernten Raziehs Großeltern „maman-juhn“ und „baba-juhn“ kennen, wurden ein letztes Mal mit leckerem persischem Essen verköstigt und berichteten von unseren Erlebnissen, die von Raziehs Vater mit der Videokamera festgehalten wurden. Später gab es bei Mitra und Davood eine kleine Abschlussparty, auf der wir wieder unsere Tanzkünste unter Beweis stellen konnten, bevor es gegen Mitternacht in Richtung Flughafen ging.

Die Verabschiedung fiel uns allen schwer und als wir im Flugzeug saßen, konnten wir nicht glauben, was wir in der vergangenen Woche alles erlebt hatten. Wir können Razieh nicht genug danken und können nur ansatzweise erahnen, welch Organisationstalent es braucht, um eine solche Reise auf die Beine zu stellen. Wir brauchen vermutlich ein paar Tage, um diese magische Reise zu verarbeiten und planen schon eine „Crazy-Razy Travel Agency“ ins Leben zu rufen. 😉


Aus dem Iran bloggen die Spoho-Studierenden Arne, Maximilian, Viola, Julia, Annika, Katrin, Razieh und Jennifer.


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