Y20 Indonesia: Von lokaler sportlicher Jugendarbeit zum G20 Jugendgipfel in Indonesien

Meine Reise als Delegierter zum Youth 20 in Indonesien

Foto: Indonesian Youth Diplomacy

Von der Sportkreisjugend Mannheim über das Deutsche Nationalkomitee für internationale Jugendarbeit zum Y20 Gipfel in Indonesien

Bereits neben meinem Masterstudium International Sport Development and Politics an der Spoho habe  ich mich schon seit vielen Jahren in meiner Heimat Mannheim bei der Sportkreisjugend engagiert. Mittlerweile bin ich seit 2 ½ Jahren Promotionsstudent am Zentrum für Olympische Studien bei Professor Wassong und bin immer noch in der Mannheimer Sportlandschaft engagiert. Hier habe ich mich im Vorstand zunehmend um Jugendpolitik und Demokratische Willensbildung im Sport gekümmert, um Bewusstsein in den Vereinen für dieses Thema zu schaffen. Über dieses Engagement bin ich Ende 2021 in das Außenvertretungsteam des Deutschen Nationalkomitees für internationale Jugendarbeit (DNK) gekommen. Das DNK ist der Zusammenschluss der Deutschen Sportjugend (DSJ), dem Deutschen Bundesjugendring (DBJR) und dem Ring Politischer Jugenden (RPJ). Ich vertrete innerhalb des DNK die Interessen der Sportlichen Jugendarbeit über die DSJ. Das DNK hat sich zur Aufgabe gemacht, die Internationale Jugendarbeit in Deutschland zu fördern und auf europäischer sowie internationaler Ebene die Interessen der Deutschen Jugendverbandsarbeit zu repräsentieren. In diesem Sinne ist das DNK eben auch für die Entsendung von Delegierten zu den Y-Formaten zuständig.

Jugendaustausch auf globaler Ebene: Die Y-Formate

Die deutsche Delegation: Tim, Eva, Melanie und Maurice, Foto: Indonesian Youth Diplomacy
Die Jugenddelegierten vor dem Parlament in Jakarta, Foto: Indonesian Youth Diplomacy

Doch was sind die Y-Formate eigentlich? „Y“ steht für „Youth“ und ist ein offizielles Beteiligungsformat innerhalb der G7 und G20, also dem Austauschforum der größten Volkswirtschaften der Welt. Beim G20 Gipfeltreffen kommen die Staats- & Regierungschef*innen der 20 führenden Wirtschaftsnationen zusammen und besprechen multilateral diverse aktuelle Themen. Da Deutschland dieses Jahr die G7-Präsidentschaft innehat, hat auch der Y7 in Deutschland stattgefunden. Den Vorsitz der G20 wiederum hat momentan Indonesien und daher fand der Y20 Gipfel dieses Jahr in Indonesien, genauer in Jakarta und Bandung statt. Ziel ist die Erarbeitung eines Kommuniqués, das von allen Mitgliedsländern unterschrieben wird. Auch wenn dieses rechtlich nicht bindend ist, soll es den Staats- & Regierungschef*innen die Belange der Jugendlichen und jungen Erwachsenen vermitteln. Auf Jugendebene konnten wir uns mit den Delegierten zum Beispiel darauf einigen, folgendes Wording in das Kommuniqué aufzunehmen:

“We especially recognize the importance of building and sustaining peace as a prerequisite for shared development. Moreover, we take into account that ongoing violence and conflicts have implications on food supply, energy security paradigms, global peace architectures and humanitarian affairs.”

Das ist besonders in Krisenzeiten wie diesen ein eindrücklicher Schritt, da es mit der russischen Delegation beim G20 AußenministerInnen treffen zu einem Eklat gekommen ist, als über den Russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gesprochen worden ist. Die Formulierungen im Kommuniqué machen daher Mut, gemeinsam mit allen Ländern in die Zukunft zu schauen, um die Krisen unserer Zeit gemeinsam zu bewältigen: Covid-19, Kriege und Konflikte sowie die Klimakrise.

Mit den Unterschriften wurde das Kommuniqué angenommen, Foto: Indonesian Youth Diplomacy

Sich einmal fühlen wie ein Diplomat

Einladung beim Gouverneur von Jakarta, Foto: Indonesian Youth Diplomacy

Doch der Weg bis zu diesem Kommuniqué war lang. Bereits seit Februar 2022 haben sich alle Delegierten in vier verschiedenen Tracks regelmäßig getroffen, um den Hauptgipfel in Indonesien inhaltlich vorzubereiten. In Jakarta angekommen hat man uns wie offizielle Staatsgäste behandelt: Es gab Polizei-Eskorten, die uns durch die verstopften Straßen Jakartas gelotst haben, Einladungen von den Gouverneuren der Provinzen Jakarta und West-Java sowie Treffen mit Indonesischen Minister*innen im Parlament. Alles in allem war das straffe Programm ein Mix zwischen Kultur und einem Verhandlungsmarathon für das Kommuniqué.

Abschlussverhandlungen in Bandung, wo 1955 die erste asiatisch-afrikanische Konferenz stattgefunden hat, Foto: Indonesian Youth Diplomacy

Indonesien: Ein Land voller Kontraste

Ausflug zum neuen Nationalstadium, Foto: Indonesian Youth Diplomacy

Leider haben wir von dem echten Leben wenig mitbekommen, da unser Terminkalender ziemlich durchgetaktet war. Und man darf nicht verschweigen, dass sich das Gastgeberland von seiner besten Seite präsentieren wollte. Und obgleich wir in den besten Hotels in den besten Vierteln übernachtet haben, ist Indonesien nach wie vor ein Land voller Kontraste. Die Städte sind riesig – und viele Menschen leben in prekären Verhältnissen. Wir wurden eingeladen, uns das neue riesige Nationalstadion anzuschauen und sind auf dem Weg an Brücken vorbeigefahren, unter denen Menschen in Zeltstädten gewohnt haben. Außerdem gibt es einen Kontrast zwischen den überfüllten Städten und der wunderschönen Natur im Land. Den meisten ist oft nur Bali bekannt, aber Indonesien ist noch viel mehr: Dschungel in Sumatra und Borneo, Tauchspots und atemberaubende Berge zum Trekken.

Atemberaubende Natur als Kontrastprogramm zu den riesigen Städten, Foto: Indonesian Youth Diplomacy

Da unsere Zeit leider nur sehr begrenzt war, hoffe ich, bald noch einmal zurückkehren zu können. Doch was bleibt, ist die einzigartige Erfahrung, sich wie ein Diplomat gefühlt zu haben, die Interessen der Deutschen Jugendorganisationen global zu vertreten und viele neue Leute kennengelernt zu haben. Gleichzeitig hat es mir auch gezeigt, wie wichtig ehrenamtliches Engagement im Lokalen ist und dass es möglich ist, sich dann auch international zu engagieren. Daher kann ich nur jedem und jeder empfehlen, den eigenen Horizont zu erweitern und auch einmal über den Tellerrand seiner eigenen Organisation hinauszuschauen.


Autor: Tim Sperber, Promotionsstudent am Zentrum für Olympische Studien / Institut für Sportgeschichte


Schreibe einen Kommentar