JUDO in der Geschichte der Deutschen Sporthochschule Köln

Judo ist eine traditionelle japanische Sportart, bei der zwei Athlet*innen mit ihren ganzen Körpern die Lücken ihres Gegners angreifen und durch Würfe und Griffe den Gegner besiegen.

Das in Deutschland ausgeübte Judo hat eine besondere Beziehung zu Südkorea, obwohl der Ursprung in Japan liegt. Im Zentrum stehen der ehemalige Cheftrainer Ho San Han und sein Schüler Wolfgang Hofmann.

1964 gewannen Wolfgang Hofmann im Mittelgewicht und Klaus Glahn in der Offenen Klasse die Silber- beziehungsweise Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio. Beide Judoka waren Schüler von Ho San Han. Durch diese Gelegenheit wurde Han zu einem Weltklasse-Trainer.

Wolfgang Hofmann

Wolfgang Hofmann war ein Judoka aus Köln. Als Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele 1964 in Tokio konnte er überraschend ein Jahr später einen Rekord aufstellen: Er gewann nicht nur die Mittelgewicht-Europameisterschaft, sondern gemeinsam mit der Deutschen Nationalmannschaft auch 1968 und 1969.

Parallel zu seiner Karriere erwarb er von 1961 bis 1963 einen Diplom-Abschluss in einem Sprach- und Sportstudium in Japan. Zum Zeitpunkt des Silbermedaillengewinns war Hofmann Student an der Deutschen Sporthochschule Köln, nach seinem Studium war er dort lange Zeit als Dozent tätig.

Ho San Han, der Tiger Han genannt wurde.

Ho San Han ist ein koreanisch-deutscher Judoka, der von 1965 bis 2000 Bundestrainer im Deutschen Judo-Bund war. Bereits mit 17 Jahren wurde er Meister des Judo-Hochschul-Gymnasiums in Südkorea. Zudem wurde ihm vom koreanischen Staatspräsidenten der Pokal verliehen.

Nach seinem Erfolg in Südkorea wurde er bei der Weltmeisterschaft 1961 in Paris in der offenen Klasse Fünfter und daraufhin zum Sportler des Jahres Südkoreas gewählt. Danach ging er zum Studieren nach Hannover, wo er parallel weiterhin aktiv Judo betrieb. Han baute seine Karriere weiter aus. Von 1963 bis 1965 fungierte er als niedersächsischer Landestrainer, bis es ihn von 1965 bis 1982 zum Cheftrainerposten der Herren-Nationalmannschaft zog. Nach seiner Laufbahn als Cheftrainer arbeitete er bis 1990 als Nachwuchstrainer, ehe von 1990 bis 1993 eine zweite Amtszeit als Cheftrainer folgte. Zum Schluss seiner Judokarierre war er bis 2000 Trainer- Koordinator im Deutschen Judo-Bund.

Bei den Judo-Weltmeisterschaften 2001 in München beendet er seine Karriere und übertrug die Trainerposition auf Heiner Metzler. Seitdem befindet sich Han im Ruhestand. Dabei nahm er den Grad des 9. Dan an und erhielt den Ehrentitel Ehren-Bundestrainer.

Das deutsche Medienbild zu Han ist sehr positiv. Besonders durch den beeindruckenden zweiten Platz bei der Weltmeisterschaft 1991 in Barcelona unter der Führung von „Tiger“ Han ist der Begriff Ost- und Westdeutschland im Judo verschwunden. Der Erfolg traf in der deutschen Berichterstattung auf große Resonanz, in der besonders Hans Fähigkeiten als Trainer positiv herausgehoben wurden.

Als Han im August 1963 nach Westdeutschland kam, war Judo in Westdeutschland ein unerforschtes Feld, da zu dem Zeitpunkt vorrangig japanische Athlet*innen den Sport aktiv ausübten. Als Han jedoch als Trainer der Nationalmannschaft nach den japanischen Meistern übernahm, ging die deutsche Nationalmannschaft in vielen Turnieren siegreich hervor. Infolgedessen veränderte sich das Verständnis für Judo und der Judosport wuchs mit 300.000 neuen Athlet*innen rasant.

Als umfassender Meister der Europameisterschaft 1967 wurde Han von der westdeutschen Regierung das silberne Lorbeerblatt, die höchste deutsche sportliche Auszeichnung, verliehen. Die Erfolgssträhne verblasste nicht, sodass das westdeutsche Judo unter der Führung von Han besser wurde, was schließlich die Gruppenmeisterschaft und anschließende Zweitplatzierung bei den 1969 Weltmeisterschaften zur Folge hatte. Die Erfolge der Bundesrepublik Deutschland bei großen internationalen Wettbewerben – darunter Weltmeisterschaften und die Olympischen Spiele – waren bemerkenswert. Er steht seit mehr als 20 Jahren in einer engen Beziehung zu Deutschland und dem Judo-Bund.

Hockey-Judo-Zentrum (HJZ) der Deutschen Sporthochschule Köln

Die 1970er Jahre waren die Hochzeit der Baumaßnahmen an der Sporthochschule. Der Ausbau begann mit dem Schwimmleistungszentrum, welches 1972 in Betrieb genommen wurde. Im Jahre 1978 wurde das Hockey-Judo-Zentrum eröffnet. Neben den sportartspezifischen Gebäuden ist in diesem Gebäude die Deutsche Trainerakademie untergebracht.

Der frühere Trainer Han forderte ständig den Aufbau eines HJZ für die deutsche Judo-Entwicklung, damit auch die Deutsche Judo-Nationalmannschaft ein Trainingszentrum zur Verfügung gestellt bekommt. Jedes Jahr besuchen und trainieren Judo-Nationalmannschaften aus verschiedenen Ländern im Hockey-Judo-Zentrum, wie zum Beispiel die südkoreanische Nationalmannschaft, die 2020 am Judo Grand Slam in Düsseldorf teilnimmt.

Judo an der Deutschen Sporthochschule heute

Studierende der Deutschen Sporthochschule Köln können Judo im Rahmen des „BAS5 Zweikampfsport“-Kurses belegen. In BAS5 können Studierende nicht nur Judo, sondern auch Fechten lernen. Doch wie sind diese Kurse strukturiert? Und was unterscheidet Judo von anderen Kampfsportarten? Taeyeon Yun und Hyung Ryul Kim haben den Kurs erfolgreich absolviert und geben einen persönlichen Einblick in den Sport:

Was kann man in diesem Kurs lernen?

Yun:         Ich habe in diesem Kurs gelernt, dass das Verhalten und der Umgang mit dem Gegner anders als bei anderen Sportarten ist. Außerdem kann man unterschiedliche Judo-Techniken in kurzer Zeit erlernen.

Kim:         Man kann beim Judokurs einige Judotechniken lernen und mit Kommilitonen üben. Man kann mittelbar auch erfahren, wie wichtig die Judowerte sind, zum Beispiel Höflichkeit und Respekt. Vor und nach jeder Einheit begrüßen wir uns vor dem Dozenten. Auch wird vom Dozenten der Sicherheitsaspekt bei den Techniken betont.

Für wen ist dieser Kurs zu empfehlen?

Yun:       Ich rate es den Anfängern, die in einer kurzen Zeit viel Judo lernen möchten.

Kim:         Für alle, die sich für Kampfsport interessieren. Obwohl Judo ein Kampfsport ist, schlägt man den Gegner nicht, denn der Gegner wird geworfen und auf dem Boden gehalten. Meiner Meinung nach ist dies der größte Unterschied zu anderen Kampfsportarten, wie Boxen, Mixed Martial Arts oder Taekwondo.

Wusstest du, dass das HJZ auch unter anderem wegen Ho San Han gebaut wurde?

Kim:         Ja, das habe ich gelernt, als ich mich für die Prüfung vorbereitet habe. Ich war überrascht und stolz.


Autorin: Haein Shin – Studentin der Deutschen Sporthochschule Köln



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