Die Ringe – Bodyworkout: eine Gründung und ein SHK-Job in Portugal

Wer seid ihr und was habt ihr gegründet?
Wir sind Paul und Eric, die beiden Gründer von Die Ringe. Mit Die Ringe haben wir ein Unternehmen gegründet, das die Nische rund um die Turnringe abdeckt. Unser Kernprodukt ist ein Trainingsprogramm für das Krafttraining an den Ringen in Form einer App. Zudem verkaufen wir die angesprochenen Turnringe und weiteres Zubehör, welches für das Training an den Ringen und mit dem eigenen Körpergewicht hilfreich ist.

Wie kam die Idee?
Begonnen hat tatsächlich alles in der Ersti-Woche der Sporthochschule. Dort haben wir uns beide kennengelernt und uns über die gemeinsame Leidenschaft für das Körpergewichtstraining ausgetauscht. Pauls langer Aufenthalt in Australien und die damit verbundenen Abstinenz zum Fitnessstudio nutzte er, um sein Krafttraining ausschließlich mit Turnringen zu absolvieren. Im Zuge dessen stellten wir ziemlich schnell fest, dass es keine geeignete methodische Reihe gibt, wie jeder, egal ob Einsteiger oder Profi, mit Ringen sinnvoll trainieren kann. Für uns war direkt offensichtlich, dass die Ringe ein vielseitiges und flexibles Sportgerät sind, welches nicht nur Profi-Turner*innen vorbehalten bleiben sollte. Unsere Projektidee bestärkte sich durch die Tatsache, dass Slingtrainer in der Fitnessszene sehr beliebt und erfolgreich sind, obwohl deren Funktionalität komplett durch Turnringe abgedeckt werden kann. Darüber hinaus bieten die Ringe die Möglichkeit, Übungen in der Luft zu absolvieren und so beispielsweise Klimmzüge und Dips zu trainieren. Nach diesen Erkenntnissen legten wir ohne Businessplan oder ähnliches einfach los. Wir verbrachten Tage in der Spoho-Bibliothek und schrieben die ersten methodischen Reihen und Trainingspläne. Ein ausgewogenes Krafttraining an den Ringen und gleichzeitig das Erlernen von turnerischen Elementen wie den „Skin The Cat“, den „Front Lever“ oder den „Muscle Up“ war unsere Intention. Zeitgleich boten wir an der Sporthochschule die „Die Ringe AG“ an und konnten so unsere ersten Trainingspläne in der Praxis verfeinern. Die Teilnehmer der AG sprachen uns viel Zustimmung zu und wir sahen uns darin bestätigt, an dem Projekt neben dem Studium dran zu bleiben.

Wie ist es, an der Spoho zu gründen und habt ihr Unterstützung bekommen?
Zu Beginn haben Paul und ich erstmal auf eigener Faust begonnen und unsere Ideen in die Tat umgesetzt. Dabei diente die Spoho als Quelle vieler Ideen und wir nutzten die Räumlichkeiten und das Netzwerk, um uns immer wieder auszuprobieren und Feedback einzuholen. Dabei hatten wir Themen wie die Gründung einer richtigen Firma, benötigtes Kapital, Investoren oder einen durchdachten Businessplan nicht im Kopf. Erst als wir merkten, dass sich der erste Erfolg einstellte, wendeten wir uns offiziell an die Sporthochschule, um uns über Stipendien und jegliche Unterstützungsmaßnahmen zu informieren. Tatsächlich hat uns die Gründungsberatung hilfreich beiseite gestanden, als wir uns erfolgreich für das Gründerstipendium NRW beworben hatten. Auch jetzt sind wir immer noch regelmäßig mit der Sporthochschule im Austausch und können uns jederzeit wertvollen Rat einholen.

An welchem Punkt seid ihr jetzt?
Nach 3 Jahren Arbeit aus Leidenschaft und einem wachsenden und glücklichen Kundenstamm, entschlossen wir uns 2019, eine Firma zu gründen. Die bis dahin entstandene Webseite mit Trainingsplänen und Übungsvideos wollten wir in eine App weiterentwickeln, die das Training noch vielfältiger und intelligenter vermitteln kann. Das Ganze haben wir mit einem erfolgreichen Crowdfunding realisiert bekommen. Aktuell ist die App seit ca. einem Jahr auf dem Markt und ermöglicht immer mehr User*innen den Einstieg in das Ringtraining. Auch unser Team besteht mittlerweile aus 7 Mitarbeiter*innen, die regelmäßig mit uns arbeiten. Am Anfang des Jahres konnten wir daher eine weitere Werkstudentenstelle im Bereich Marketing erschaffen und haben uns schlussendlich für Hanna entschieden. Bei der Besetzung der Stelle war uns primär wichtig, dass der oder die neue im Team extrem viel Lust auf den Job hat und bereit ist, sich eine Menge Know-How anzueignen. Die wahrscheinlich Vorteilhaften Skills und Erfahrungen im Bereich Marketing waren für uns zweitrangig. Denn genau so sind wir auch in die Gründung gestartet und sehen die Lernbereitschaft mit als die wichtigste Eigenschaft an, um in einem neuen Team Fuß fassen zu können oder sein eigenes Unternehmen erfolgreich zu gründen. Aber am besten erzählt euch Hanna selbst, wie der Einstieg bei uns war und wie ihr aktueller Arbeitsalltag als Werkstudentin neben dem Studium an der Spoho aussieht.

Wie war dein Start als Werkstudentin bei Die Ringe?
Ich habe das neue Jahr 2022 mit einem Sprung ins kalte Wasser gestartet. Mit einem Start-up, Homeoffice und Online Marketing hatte ich bisher kaum bis gar keine Berührungspunkte. Bis dato war ich eine frisch ausgebildete Physiotherapeutin und befinde mich im 1. Semester an der Spoho. Aber wie es das Schicksal manchmal so will, haben sich Eric und Paul für mich entschieden.

Was ist der Unterschied zu deinen vorherigen Jobs?
Bei „Die Ringe“ eröffnete sich für mich eine komplett neue Arbeitswelt, bei der das Arbeiten von überall auf der Welt möglich sein kann. Das restliche Team von „Die Ringe“ ist auch deutschlandweit verteilt. Die einzige Bedingung ist allerdings ein funktionierendes Wifi. Zuvor hatte ich nicht viel mit Online Marketing, Content Marketing und Social Media zu tun, doch durch Learning by Doing und beispielsweise die Unterstützung von Online-Kursen eigne ich mir gerade viele Fähigkeiten in diesem Bereich an. Ende Januar lies ich mir dann natürlich die Chance nicht nehmen, mit meinen Freunden nach Portugal zu reisen und dort Job und Hobbies auszuleben. Das wäre zuvor als Physiotherapeutin auch nicht möglich gewesen. In meinen Semesterferien kann ich mir gerade kaum etwas Besseres vorstellen. Momentan sitze ich mit Meeresrauschen im Ohr und der Sonne im Gesicht auf unserem Balkon des AirBnBs in Sagres und arbeite an dem bald anstehenden Crowdfunding-Projekt für die Internationalisierung von „Die Ringe“. In meiner Mittagspause springen wir gemeinsam ins Wasser und später wollen wir in den Sonnenuntergang surfen.

Wie schaffst du es – am Meer und mit Freunden – dich auf die Arbeit zu konzentrieren?
Dadurch, dass auch meine Freunde von unterwegs arbeiten oder für die Uni büffeln, habe ich weder Probleme, mich zu konzentrieren, noch mich für die Arbeit zu motivieren. Ganz im Gegenteil finde ich es sogar erfüllend, beschäftigt zu sein und mich aus der Ferne in die Projekte einzubringen. Aktuell arbeite ich 15 Stunden die Woche und das lässt mir allerhand Freiraum, die Gegend zu erkunden, Vitamin D für den restlichen Winter in Deutschland zu tanken und meine Surf-Skills zu verbessern. Unser AirBnB befindet sich direkt am Strand, was meine Selbstdisziplin auch des Öfteren auf die Probe stellt. Zwar bevorzugen wir alle, den Vormittag produktiv zu arbeiten, jedoch ist es bei guten Wellen einfach zu verführerisch, sich nicht doch für ein, zwei, drei Stündchen abzuseilen. Mit anderen Worten: In der Regel haben wir uns alle im Griff aber wenn einer an den Strand geht – gehen die anderen mit.

Bist du der Meinung, dass die Kombination von Job und Reisen sogar deine Produktivität fördert?
Das Schöne an meinem Arbeitsort in Portugal ist, dass dieser radikale Tapetenwechsel und die Unterschiedlichkeit zwischen Arbeit und Freizeit dafür sorgt, dass ich kreativer und ausgeglichener an die Arbeit gehen kann, was wiederum meiner Motivation und den Ergebnissen zu Gute kommt. Die flexiblen Arbeitszeiten ermöglichen mir natürlich auch den bestmöglichen Freiraum, meinen Tag nach Wind und Wetter zu strukturieren. Diese Umstände erfordern jedoch viel Selbstdisziplin und Eigenverantwortung, aber genau das schätze ich auch sehr an dem Job. Im Prinzip kann ich all das, was ich in Deutschland mache, auch hier machen. Meine Aufgaben unterscheiden sich nicht und da unsere Meetings auch regulär online sind, ergeben sich für mich kaum Veränderungen.

Gibt es denn Komplikationen, wenn du aus der Ferne arbeitest?
Lediglich wenn wir alle vor Ort zeitgleich in verschiedenen Meetings sind, gibt das Internet nach und ich bin für kurze Zeit verhindert. Eine Sache, die ich gerne in Kauf nehme, da wir in der Regel bei „Die Ringe“ viel asynchron kommunizieren, sodass ich die Aufgaben dann erledigen kann, wenn es mir am besten passt. Wir nutzen dafür verschiedene Kommunikations- und Projekt-Tools wie Slack oder Asana. Tückisch könnte allerdings die Zeitverschiebung sein, die bei mir jetzt zum Glück nur mit einer Stunde so marginal ist, dass dadurch terminlich keine Schwierigkeiten entstehen. Allerdings ist die Verschiebung gerade zu Beginn bei mir schnell mal in Vergessenheit geraten, sodass ich den ein oder anderen Schrecken hatte, ein Meeting zu verpassen.


Arbeitest du auch am Strand?

Am Strand arbeiten kann ich tatsächlich nicht, der Hauptgrund dafür ist hier das fehlende Internet. Aber selbst wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich sie nicht nutzen, da ich zumindest im Ansatz eine arbeitstaugliche Umgebung brauche und ich so auch besser die Grenze zwischen Job und Freizeit ziehen kann. Dennoch versuche ich mich immer auf den Balkon oder die Terrasse zu begeben, um bei der Arbeit Sonne zu tanken.

Was steht denn heute noch bei dir an?
Ich werde mich jetzt mit einem Sprung ins kalte Wasser in die Wellen begeben, frische Energie sammeln und einfach genießen, dass ich die Möglichkeit dazu habe, so zu arbeiten wie ich es gerade machen kann. 🙂


Mit dem Verbundprojekt »Fit for Invest« by hgnc bündeln die vier größten Kölner Hochschulen (TH Köln, Universität zu Köln, Deutsche Sporthochschule Köln, Rheinische Fachhochschule Köln) ihre Stärken und machen Start-ups “Investment-ready”. Das Projekt bringt Know-how, Innovation und Kapital zusammen und stärkt die Start-up-Landschaft in der Region Köln. »Fit for Invest« by hgnc wird unter Federführung der TH Köln vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen des Förderprogramms EXIST-Potentiale über vier Jahre mit rund vier Millionen Euro unterstützt. www.fitforinvest.de


Schreibe einen Kommentar