Wie aus Präsentationen Geschichten werden können

Mögt ihr Geschichten? Ich habe mich vor kurzem im Geschichten erzählen, oder eher im Storyboarding wie es modern heißt, geübt. Ende Juni habe ich einen Workshop darüber geleitet, welche Erfahrungen Eltern in Fußball-Nachwuchsleistungszentren machen, wie Eltern eingebunden und unterstützt werden können. Als Vorbereitung für diesen Workshop hatte ein Kollege einen Buchtipp parat.

Generell beinhaltet das Buch Tipps und Strategien auf unterschiedlichen Ebenen, wie Präsentationsfolien visuell ansprechender, kreativ und überzeugender gestaltet werden können. Grundlage dafür ist das sogenannte Ted-Talk-Format, in welchem Wissenschaftler:innen und Expert:innen ihre Arbeit allgemein verständlich und meist in einer unterhaltsamen Weise aufbereiten. Ich muss zugeben, am Anfang war ich ein wenig kritisch, da der Titel doch eher nach einem Buch klang, was am Ende meistens nicht das hält, was es verspricht. Nach einigen Seiten war ich allerdings erstaunt, dass mich bereits die erste Botschaft ins Nachdenken gebracht hatte: Eine Folie soll dem Publikum und nicht dem/der Präsentierenden dienen. Eigentlich selbstverständlich, oder? Und trotzdem habe ich meine Präsentationsfolien noch nie aus diesem Blickwinkel betrachtet oder erstellt.

Ein weiterer Aspekt hat mich beim Lesen fasziniert. Das Buch empfiehlt, sich vor jeder Präsentation seiner Botschaft bewusst zu werden. Also, was möchte ich mit meiner Präsentation eigentlich vermitteln? Und ich muss zugeben, darüber habe ich mir bislang meistens nicht explizit Gedanken gemacht. Und ich gehe sogar einmal so weit zu behaupten, dass die meisten von uns das nicht tun. Die Empfehlung des Autors ist, sich für eine Präsentation oder einen Vortrag nicht direkt an Powerpoint (oder ein ähnliches Programm) zu setzen, sondern erst einmal zu brainstormen. Und zwar old school: mit Stift und Papier. Powerpoint limitiere bereits unsere Kreativität, da in vorgegebenen Strukturen und Mustern gedacht wird. Und aus diesem Brainstorming sollte in einem zweiten Schritt ein Storyboard entwickelt werden. Ein Storyboard ist quasi ein Drehbuch, also eine Visualisierung eines Prozesses oder eine Idee.

Da mir der Workshop sehr wichtig war, wollte ich mir die Zeit nehmen und tatsächlich einmal über meine Botschaft sowie das dazugehörige Drehbuch nachdenken. An dieser Stelle bedanke ich mich bei meinem lieben Kollegen Alexej Michirev, an dessen höhenverstellbarem Schreibtisch es sich wunderbar kreativ arbeiten lässt. Auch wenn dieses unübliche Vorgehen zeitintensiver war und sich nicht für jede Präsentation realisieren lässt, war ich mit dem Endprodukt doch sehr zufrieden.

Denn nach etwa 1,5 Stunden konnte ich klar formulieren, was ich in diesem Workshop eigentlich vermitteln möchte – und noch viel wichtiger – wie ich es vermitteln werde.

Ein Storyboard kann auf verschiedenen Wegen gestaltet werden. Auf einem großen Blatt Papier wie ich es gemacht habe oder auch mit kleinen individuellen Notizzetteln, bei denen die Reihenfolge beliebig verändert werden kann. Wichtig ist laut dem Autor, dass jede Sequenz nur eine Botschaft oder Idee vermitteln sollte. Und das empfiehlt er auch für eine Präsentationsfolie.

Die wohl größte Umstellung habe ich allerdings in einer anderen Empfehlung erlebt. Eindrucksvolle Präsentationsfolien seien laut dem Autor so gestaltet, dass sie kaum Text und große Bilder enthalten. Große, emotional geladene Bilder. So könne sich das Publikum voll auf die/den Präsentierenden konzentrieren und das Bild auf sich wirken lassen. Nicht gerade das, was ich bislang üblicherweise bei Präsentationen erlebt oder selbst gezeigt habe. Trotzdem habe ich es bei besagtem Workshop ausprobiert und es hat super funktioniert. Die Folien wirkten frisch, klar, strukturiert und niemand ist am Ende mit dem Wunsch nach mehr Text auf mich zugekommen. Sicherlich eignet sich dieses Format nicht für jede Präsentation oder jeden Vortrag, besonders wenn es komplexer Daten und Ergebnisse bedarf. Für die übrigen Fälle möchte ich euch allerdings ermutigen, mal etwas Neues oder Altbekanntes mit Stift und Papier auszuprobieren. Schreibt mir gerne, wie es euch gefallen hat!

Take home aus dem Buch:

  1. Eine Folie dient dem Publikum und nicht dem/der Präsentierenden.
  2. Finde deine Botschaft: Welche Idee möchtest du vermitteln? Schreibe sie in weniger als zehn Worten auf.
  3. Erst brainstormen, dann ein Storyboard entwickeln und zuletzt an den Computer gehen.
  4. 1 Präsentationsfolie = 1 Botschaft/Idee
  5. Nutze so wenig Text wie möglich auf den Folien und stattdessen aussagekräftige Bilder als visuelle Anker.

Quelle: Karia, A. (2015). How to design TED worthy presentation slides. CreateSpace Independent Publishing Platform.


Unsere Autorin bloggt seit Juli 2020 regelmäßig über ihr Forschungsthema “Eltern im Sport” und ihr Promotionsvorhaben.

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