Karrieretraining und Personalvermittlung in der Corona-Krise

Alexander Velten, Spoho-Career Service


Das Webex-Meeting ist für 9:00 Uhr angesetzt, das Wohnzimmer sieht aus, als wäre gerade eine Bombe eingeschlagen, das Kinderzimmer wurde von mir zu spät geblockt (Mist!), dort findet gleich der Englisch-Unterricht der Oberstufe des ASG Hürth statt. Die Küche muss ich für das Pubertier 😉 freihalten, damit dieser in Ruhe frühstücken und anschließend seinen Wochenplan am Esstisch erledigt kann. Seine wichtigste Aufgabe dabei ist, die Erziehungsberechtigten nicht bei ihren jeweiligen Videochats zu stören.

Organisation ist die halbe Miete, und in diesen Zeiten sind Flexibilität, Kommunikation und vor allem Kompromissbereitschaft wichtige Eigenschaften, um einen reibungslosen Tagesablauf zu gestalten. Bei mir startet der Tag um 6:30 Uhr und ich muss gestehen, dass es für mich als Frühaufsteher ein Geschenk ist, meinen Kaffee in Jogginghose am Arbeitsplatz zu genießen. Die eingegangenen Emails werden ab 7:00 Uhr beantwortet, neue Coaching-Termine vergeben, die Lebensläufe überflogen und mit Anmerkungen versehen. Dass dies alles von zu Hause aus reibungslos funktioniert, verdanke ich größtenteils dem Spoho-IT-Helpdesk in Person von Herrn Heydrich. Der technische Umbau des Homeoffice erfolgte durch seine Unterstützung innerhalb von 45 Minuten inklusive Zugriff auf die Bürotelefone. Die Einrichtung des improvisierten Büros dauert dagegen immer noch an. 

Der erste Break erfolgt gegen 8:15 Uhr, da der Küchentisch für das morgendliche Ritual der Nahrungsaufnahme und der täglichen Diskussionsrunde freigeräumt werden muss. Bei diesem oftmals hitzigen Meinungsaustausch – ein Ruhrpott Derby ist eine Kindergartenveranstaltung dagegen – dreht es sich natürlich nur um Schulaufgaben. Meinen Konfliktlösungsschlüssel habe ich in Form einer online bestellten Mini-Tischtennisplatte gefunden. Die morgendlichen Diskrepanzen werden an der Platte ausgespielt, die Nerven beruhigen sich wieder, und alle können sich konzentriert ihren Aufgaben widmen.

Konfliktlösungsschlüssel: Mini-Tischtennisplatte

Zurück zum Webex-Teammeeting: Ich habe noch 25 Minuten Zeit, mich anzuziehen, das Wohnzimmer fertig zu machen und Arbeitsunterlagen wie Stifte, Schreibblock und Getränke bereit zu stellen. Beim Schreiben dieses Textes fällt mir gerade auf, dass sich die Vorbereitung auf ein Meeting nicht unwesentlich vom üblichen Arbeitsalltag im Büro unterscheidet. Ein großer Vorteil der Videokonferenzen ist, dass der virtuelle Raum nicht aufgeräumt werden muss. Das heißt, alle Sachen, die rumliegen, kommen hinter die Kamera. Ich vermute schwer, dass meine Kolleginnen und Kollegen dasselbe Prinzip der Raumgestaltung nutzen. Jetzt ist alles bereit. Kurzer Check, ob alle gesund sind und los geht‘s.

Kurzer Check, ob alle gesund sind und los geht‘s.

Unser Teammeeting zum Wochenbeginn wird auf 1,5 Stunden beschränkt und dann auf die einzelnen Arbeitsgruppen verlagert. Diese Organisationsform hat sich als sehr praktikabel und effizient erwiesen. Nicht alle müssen in jeden Prozess eingebunden werden, es reicht, wenn Projektergebnisse mitgeteilt werden. Da alle untereinander über einzelne Projektarbeiten verbunden sind, findet auch innerhalb des Teams stets ein gesunder Austausch statt.

So das erste Meeting ist geschafft, jetzt schnell nochmal den Outlook-Kalender checken und schauen, welche geplante Video-Calls heute noch so anstehen. Zunächst ein Bewerbungsmappen-Check, am Nachmittag die Planung eines Vermittlungsgesprächs für das Praktikum im Bereich Stiftung des 1. FC Köln und zum guten Schluss die Arbeitsgruppe zum Jobbörse-Relaunch.

Die Umstellung des Eins-zu-eins-Coachings auf Video-Call erfolgte nach einer kurzen Einarbeitung in das Webex-Programm reibungslos. Im Vergleich zu meinen Erfahrungen in den Online-Seminaren erhält man in den Coachings direkte Rückmeldungen und ist im engen Austausch mit den Studierenden. Die Unsicherheit der Studierenden bezüglich der gegenwärtigen Situation und möglicher Auswirkungen auf ihre berufliche Zukunft sind stets Thema in den Coaching-Gesprächen. Und über Gespräche mit unseren Kooperationspartnern aus dem Bereich der Erlebnispädagogik, dem Sportfachhandel oder dem Personal Training erfahren wir, dass eine Vielzahl von Existenzen bedroht ist. Auch diese Umstände haben wiederum Auswirkungen auf unsere Studierenden, da sie zum Beispiel ihre Nebenjobs oder geplante Praktika nicht ausüben können.

Am Nachmittag entspannt sich die häusliche Lage etwas, ich habe etwa eineinhalb Stunden ‚familienfrei‘, und somit ist das der ideale Zeitraum, um konzentriert an Texten zu arbeiten oder Telefonate mit Unternehmen zu führen. Dabei gibt es gelegentlich auch Erfreuliches zu berichten. Zum Beispiel: Beim 1. FC Köln befinden sich Praktikanten teils im Homeoffice oder in Zweier-Büroteams vor Ort. Mir wird versichert, dass der zukünftige Praktikant wie geplant Ende August starten kann, das obligatorische Gespräch wird auf Ende Mai verschoben und kann zur Not als Video-Call stattfinden. Ich informiere den auserwählten Studenten direkt per E-Mail und erhalte in kürzester Zeit seine dankbare Rückmeldung.  

Es läuft alles wie geplant, nur anders 😉

Aus jeder Krise entstehen Chancen. So auch aus der aktuellen Corona-Krise. Neben allem, was uns ängstigt, herausfordert, belastet oder auch nervt, steht immer die Frage, wie uns die Krise für die Zukunft stärken, helfen oder weiterbringen kann. Eine wichtige persönliche Erkenntnis der Corona-Krise ist, dass das Homeoffice im Dezernat für Studierenden- und Prüfungsangelegenheiten und in vielen anderen Abteilungen der Deutschen Sporthochschule Köln problemlos funktioniert. Es zeigt sich hier eindeutig, dass nicht der Arbeitsort für die Arbeitsleistung entscheidend ist, sondern die Arbeitsbereitschaft, und die habe ich mehr als deutlich bei allen Kolleginnen und Kollegen verspürt. Die zeitnahen E-Mail-Rückmeldungen in den Abendstunden, Telefonate am Wochenende, Unterstützung bei der Einrichtung des Homeoffice usw. sind nur einige Beispiele für kollektives Anpacken und solidarisches Arbeiten unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der SPOHO!

Nicht der Arbeitsort scheint für die Arbeitsleistung entscheidend zu sein, sondern die Arbeitsbereitschaft.

Selbst überrascht hat mich meine eigene Toleranzschwelle. Wenn mich vor einigen Wochen jemand gefragt hätte, ob ich von daheim im Beisein der Familie arbeiten kann, hätte ich wahrscheinlich nur laut gelacht. Aber in der Summe klappt es viel besser als gedacht.

Zum Schluss möchte die Chance nutzen, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Verwaltung und Lehre, Mensa und Cafeteria, Bibliothek, Gebäudemanagement, Heiland-Café usw. ganz herzlich zu grüßen.

Ich vermisse euch!


Autor: Alexander Velten, Spoho-Career Service



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