Von Ost nach West durch die Staaten

Meinen dritten und letzten Blogeintrag schreibe ich von einer WG-Couch in East Boston. Neben mir sitzt Mel, die ich vor fünf Jahren in Mexiko kennengelernt habe und – wie der Zufall es will – studiert sie hier in Boston und lässt mich über das Wochenende auf ihrer Couch schlafen. Hätte ich in ein Hostel eingecheckt, würde ich bei den fürstlichen Preisen in der Hafenstadt nebenbei wohl die Teller in der Hostelküche spülen. So stecke ich meine Kaffeetasse entspannt in die Spülmaschine und kann mit Mel kurz vor dem Memorialday durch die vielleicht schönste Stadt an der Ostküste laufen.

Patriotismus und Erinnerung an gefallene Soldaten am Memorialday im Boston Common Park

Doch erst die Arbeit, dann der Lohn –  In den letzten Wochen in Bloomsburg ist der Frühling eingezogen und Studenten sind wie Keimlinge aus dem Boden geschossen und haben sich auf dem Campusgelände niedergelassen, um die Sonne zu genießen. Immer öfter sieht man Bücher und Ordner auf dem Rasen, denn die letzten Klausuren rücken unaufhaltsam näher. Die Arbeit während des Semesters macht sich nun bezahlt, meine Klausuren sind kein Hexenwerk und so kann ich, wie viele andere Studenten, die letzten Tage relativ entspannt angehen. Statt mich mit vielen Büchern und Ordnern zu beschäftigen, treffe ich mich in den letzten Tagen mit vielen Freunden und versuche vergeblich Steve im Racquetball zu schlagen.

Am letzten Tag des Semesters heißt es dann schon “Bye, Bye Bloomsburg” und  ich fahre mit vier Freunden zum Flughafen nach Pittsburgh. Dadurch verpasse ich leider die Graduation von vielen Freunden – durch die Snapchat-Besessenheit amerikanischer Studenten fühle ich mich fast wie live dabei.

Für die nächsten 11 Tage heißt mein Zuhause nun Las Vegas! 9 Stunden Zeitverschiebung und schon im Gepäckbereich des Flughafens stehen Spielautomaten und es flackern mehr LED Lichter als bei Lampen Krempe. Die trockene Hitze in der Wüste ist für den regengewöhnten deutschen Studenten vergleichbar mit finnischem Kampfsaunen, zum Glück haben wir einen Pool im Garten und viel Vanilleeis im Kühlschrank.

Viva Las Vegas

Neben dem Strip in Sin City gibt es rund um Las Vegas unglaubliche Nationalparks und Naturwunder! In den ersten Tagen fahren wir zum Death Valley, Hoover Dam und Red Rock Canyon. Alles einzigartige und spezielle Plätze, aber die unangefochtene Nummer #1 ist der Zion Nationalpark in Utah! Mitten in der Wüste gräbt sich der Virgin River durch den Canyon und schafft einen grünen Lebensraum im Tal des Canyons. Mit Wasser und Bananen bewaffnet steigen wir die berühmteste Route zur Spitze des Angelslanding und möchten gar nicht wieder hinunter klettern.

Rotbraun stehe ich nach 11 Tagen in Las Vegas wieder in der Abflughalle in der Warteschlange der Spirit Airline und werde darüber informiert, dass das Gewichtslimit des Gepäcks für meinen Flug heruntergesetzt wurde und über die Hälfte aller Spirit Flüge dieses Abends gestrichen wurden. Der Flug nach Boston verspätet sich nur um eine Stunde. Puh, da habe ich nochmal Glück gehabt! Die 5kg Übergewicht des Koffers löse ich, nachdem sich wütende Passagiere wieder beruhigt hatten, mit der Zwiebelmethode und einer leeren Einkaufstüte, in die ich meine Pullover und Schuhe stecke, denn bei Spirit zählt jedes Gramm.

Mel hat mich gerade gefragt, was der beste Moment in den letzten knapp fünf Monaten war – und ich kann es ihr nicht beantworten. Ich war zum zweiten Mal über längere Zeit im Ausland und um es mit Prinz Poldis Worten zu sagen, einen besonderen Moment dieser Zeit hervorzuheben “wäre unfair gegenüber den anderen Momenten.”

Ein Beitrag von Frederik Becker 


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