Von Midterms und Graffiti

Graffiti Highway in Centralia

Bei unserer Ankunft vor dem Semesterstart in Bloomsburg wurden wir Internationals von den Mentoren in der Universität mit Pizza empfangen. Endlich wieder etwas zu essen! Offiziell ging es am nächsten Morgen um 10 Uhr mit dem Uni-Rundgang und anderen Formalitäten, wie die Erstellung einer Campus-ID-Card und verschiedenen Organisationsvorträgen, los. Nachdem ich in meinem Apartment angekommen bin und meine beiden Mitbewohner kennengelernt habe, trafen wir uns alle für einen Großeinkauf im Walmart. Die erste Quittung war leider teurer als ich erwartet habe, denn auch wenn Walmart mit “Save money” wirbt, die Preisunterschiede zu Deutschland sind enorm! Mit 20 kleinen grauen Tüten ging es wieder in mein Apartment, Umweltbewusstsein wird hier wohl etwas kleiner geschrieben. Am Abend und am Wochenende lernten wir uns und viele andere Studenten über den Tag oder bei Partys besser kennen und dadurch, dass gefühlt die Hälfte Bloomsburgs aus der Universität besteht, finden sich überall Verbindungshäuser und nette Leute.

In den ersten Wochen habe ich mich schnell an das Campusleben gewöhnt, meine Kurse sind interessant und fordern mich durch die wöchentlichen Tests und Paper auf am Ball zu bleiben. Mein Stundenplan lässt mir aber die Freiheiten mich mit vielen Leuten zu treffen, zwei Mal in der Woche im Club-Team Fußball zu spielen und das universitätseigene Fitnessstudio mit Tennis- und Basketballplätzen, Squashfeldern, Crossfitraum und Kletterwänden zu nutzen.

Die winterlichen Temperaturen wurden Mitte Februar plötzlich für zwei Wochen von warmem Wetter bis zu 25 Grad abgelöst. Alle Studenten liefen im T-Shirt über den Campus und ein Gefühl von Frühling kam auf. Campusleben, wie man es sich vorstellt.

Campusgelände

Die Wochenenden in Bloomsburg vergehen wie im Flug, aber trotzdem würde ich gerne öfter noch andere Orte sehen. Das klappt allerdings nicht immer, da Bloomsburg ziemlich im Nirgendwo liegt, die großen Städte alle circa zwei Stunden entfernt liegen und das Wetter meistens noch winterlich ist.  Am Anfang des Semesters bin ich mit sechs Freunden nach Centralia zum Graffiti Highway gefahren, ein verlassener Highway bedeckt von künstlerischen Graffitis. Halbvolle Dosen zu finden war nicht schwer und so konnten wir selbst kreativ werden, soweit man meine Punkte und Striche als “Kunst” bezeichnen kann.

Besuch des Graffiti Highway, künstlerische Expressionen inklusive

Etwas spektakulärer war der Trip nach Washington D.C. bei frostigen 0 Grad. Wer die Bilder verschiedener Präsidentenvereidigungen gesehen hat, kann sich ungefähr vorstellen, wie weit der Weg vom Kapitol zum Lincoln Memorial bei Gegenwind ist. Aber es gibt kein falsches Wetter, sondern nur falsche Kleidung und so sind wir mit Jacke und Mütze bei blauem Himmel durch Washington gelaufen und haben uns in den kostenlosen Museen oder im Botanischen Garten aufgewärmt, ein Tag den ich so schnell nicht vergessen werde!

Washington D.C.

Zwei Wochen vor dem Spring Break habe ich mich dann öfter in der Bibliothek wiedergefunden, da einige Projekte, Paper und meine Midterms in allen Kursen anstanden. Die Midterms waren einfacher als gedacht und so konnte ich mit einem guten Gefühl in die freie Woche starten. Direkt am Samstagmorgen klingelte der Wecker etwas früher, denn um 6 Uhr morgens traf ich mich mit fünf Freunden am Bus nach Toronto. Mittags kamen wir an die kanadische Grenze und zu den Niagarafällen, die ich auf meiner Reise-To-Do-Liste nun abhaken konnte. (Kleiner Fun-Fact: Die Niagarafälle spalten sich der Größe nach in drei Wasserfälle, die Horseshoe Falls, die American Falls und die kleineren Bridal Veil Falls.)

Niagarafälle

Der Bus war im weiteren Verlauf trauriger Nebendarsteller der Reise und trotzdem der Grund für die besten Erinnerungen. Zunächst hatte uns der Bus aufgrund von Elektronikproblemen 70 km vor Toronto fünf Stunden am Autobahnrand stehen lassen und ist am Mittwoch aufgrund der Kälte drei Stunden gar nicht erst angesprungen. Der Schneesturm in Pennsylvania hat den Fahrer dazu noch gezwungen, einen Tag länger in Toronto zu bleiben. Wir hatten dadurch eine freie Nacht mehr in Toronto und die lustigste Zeit in Kanada.

Der Schneesturm hat Bloomsburg 70 cm Neuschnee geschenkt und sogar meine Haustür eingeschneit. Den geplanten Trip nach Philadelphia musste ich aufgrund der verspäteten Ankunft und des Schnees leider absagen, aber drei Tage Entspannung bevor die Uni wieder los geht konnte ich sehr gut gebrauchen!

Die Hälfte des Semesters ist nun vorbei – mir kommt die Zeit hier eher wie drei Wochen vor und ich freue mich auf die zweite Halbzeit hier in Bloomsburg, wenn es ab Anfang April endlich warm wird.

 

Ein Beitrag von Frederik Becker


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