Meine 10 Monate in Kolumbien

Mein Ensemble von Salsa Pura bei der Eröffnungsparade des Salsa Festivals in Cali

Im März 2016 ging ich zum Englischunterrichten mit AIESEC nach Medellin, Kolumbien. Das Land sucht immer viele Amerikaner und Europäer, die an Schulen, Unis etc. helfen Englisch zu unterrichten. So hat man auch ohne Unterrichtserfahrung gute Möglichkeiten hier auszuhelfen. In Medellin wurde ich von meiner Gastfamilie sehr herzlich empfangen und lernte schnell die wahnsinnige Herzlichkeit, Lebensfreude und Aufgeschlossenheit der Kolumbianer kennen. Meine Schule war eine katholische, private Mädchenschule. Meist saß ich im Unterricht mit drin und durfte mir 60 Minuten lang Justin Bieber und Celine Dion Songs anhören, während die Mädels freudig mitsangen ohne ein Wort der Songtexte zu verstehen, und übte anschließend die Aussprache mit den Schülerinnen. Später durfte ich in einige Themen einführen und Stundenteile selber leiten, alles auf Spanisch versteht sich. So erfuhr ich unterschiedliche Methoden, die einerseits sehr viel Freude an der amerikanischen Popmusik und Aussprache vermitteln, andererseits wenig Input geben. Die Schülerinnen waren jedoch alle sehr interessiert an der englischen Sprache und den europäischen Ländern. Gerne fragten sie alles, was sie in Englisch sagen konnten, und freuten sich riesig, ihr Englisch mit einer Ausländerin praktizieren zu können und so wuchsen mir die Schülerinnen sehr ans Herz. Auch mit den anderen Lehrern verstand ich mich sehr gut.

Mit meinen Schülerinnen in der Schule in Medellin

Während der Arbeit lernte ich ein Merkmal der Kolumbianer schnell kennen: sie arbeiten wahnsinnig viel für einen, selbst für Kolumbien, sehr niedrigen Lohn. Viele haben sogar mehrere Jobs und nur einen Tag Wochenende. Wir hingegen hatten an den Wochenenden und Feiertagen Zeit das Land zu bereisen und in unserer Freizeit unternahmen wir viel in der 2,4 Millionenstadt Medellin. Medellin ist die modernste und fortschrittlichste Stadt Kolumbiens, insgesamt sehr organisiert, mit gutem öffentlichen Verkehr, vielen Grünflächen und Touristenattraktionen und einem ganzjährig angenehm warmen Klima, sowie einem pulsierenden Nachtleben.

Aussicht auf Medellin

So lernte ich ein weiteres Merkmal der Kolumbianer kennen: sie arbeiten nicht nur sehr viel, sie feiern auch liebend gerne in der verbleibenden Zeit, wobei es nicht nur ums trinken, sondern vor allem ums Tanzen geht. Bachata, Merengue, Salsa Caleña, aus Cali im Süden Kolumbiens, und zu späterer Stunde der berühmte Side Step. So entdeckte ich meine Begeisterug für die lateinamerikanische Tänze, vor allem für den Salsa Caleña, der viel schneller ist als andere Salsastile, mit mehr Schritten und sehr viel Bein- und Fußarbeit und sich daher besonders als Showdance eignet. Nach dieser Erfahrung in Medellin wollte ich gerne weiter praktische Erfahrung im Unterrichten sammeln und Salsa Caleña richtig erlernen. So entschied ich mich nach Cali, der Welthauptstadt des Salsa, zu gehen. Hier unterrichtete ich an einer English Academy Studenten und Erwachsene, die aus eigenen Stücken ihr Englisch verbessern wollten, was mir vor allem auf Grund der netten SchülerInnen und ihrer hohen Motivation großen Spaß bereitete. Nebenbei fing ich an in der Tanzakademie Salsa Pura Privatstunden im Salsa Caleña zu nehmen und da wir als Sportstudenten ja schon viel Bewegungserfahrungen sammeln, lernte ich das Tanzen zum Glück recht schnell und wurde vom Tanzfieber gepackt. So kam es, dass der Leiter von Salsa Pura mich fragte, ob ich mit seinem Ensemble im Salsodromo, der Eröffnungsshow der “Feria de Cali”, dem größten Salsafestival des Landes, mittanzen will.

Training für das Salsa Festival mit dem Ensemble von Salsa Pura

Von da an trainierte ich zwei Mal wöchentlich mit dem Ensemble und nahm weiter Einzeltraining und qualifizierte mich in den Auditions, um in dem Festival zu tanzen. Für das Festival erlernten wir verschiedene Salsarhythmen: den artistischen Stil des Salsa Caleña, Boogaloo, Son, Mambo, Pachanga, Bolero und wie man zu diesen tanzt. Außerdem gingen wir noch fast jeden Abend mehrere Stunden Tanzen, Salsa bestimmte also komplett den Lebensrhythmus, so wie es in Cali üblich ist. Im Dezember eröffnete ich dann nach 3 Monaten intensivem Training mit dem Ensemble von Salsa Pura das Salsa Festival in Cali. Drei Stunden lang tanzten wir und wurden lautstark vom Publikum bejubelt. Es herrschte eine super ausgelassene Stimmung, wie man sie bei uns von internationalen Fußballevents kennt. Eine Wahnsinnserfahrung und besonders als Ausländerin eine große Ehre in der Feria mittanzen zu können. Nach dem Festival hatten wir noch einige Show Auftritte mit dem Ensemble in Hostels und Einkaufszentren, was ein toller Abschluss meiner Zeit war.

Salsashow mit meinem kolumbianischen Tanzpartner in einem Hostel in Cali

Natürlich blieb auch zwischendurch noch etwas Zeit zu reisen und noch mehr von dem Land kennenzulernen. So konnte ich in Kolumbien nicht nur weitere Erfahrungen im Unterrichten sammeln, sondern auch eine neue Sportart ausüben, die mich wahnsinnig begeistert, und viele tolle Erlebnisse sammeln.

Traumstrände und Dschungel an Kolumbiens Pazifikküste
Anden- und Kaffeeregion Kolumbiens
Cartagena: Einer der vielen Kolonialstädte Kolumbiens

Insgesamt ist Kolumbien ein echt tolles Land! Die extrem abwechslungsreiche Natur beeindruckt mit rauer Pazifikküste und Dschungel, traumhafter Karibikküste, Anden, Kolonialdörfern, Amazonas mit indigenen Stämmen, Vulkanen, Wüsten, wunderschönen Flusstälern und pulsierenden Großstädten. Außerdem zeichnen die wahnsinnig freundlichen Kolumbianer, die immer hilfsbereit und für einen Schwatz zu haben sind, sowie die ausgelassene Tanzkultur das Land aus. Das gewalttätige Bild von Kolumbien gehört der Vergangenheit an, Friedensverträge sind unterschrieben und der Werbespruch Kolumbiens: “Das einzig Gefährliche an Kolumbien ist, dass man nicht mehr weg möchte”, ist absolut wahr. Trotzdem bin ich nach fast einem Jahr in Kolumbien ab Februar wieder zurück in Deutschland, um mein Studium an der SpoHo zu beenden. Kolumbien kann ich zum tanzen, Spanisch lernen, reisen und für Praktika oder Arbeitserfahrungen nur sehr weiter empfehlen. Als Ausländer ist man dort immer sehr willkommen und außergewöhnliche Erfahrungen sind garantiert.

 

Ein Beitrag von Lena Schneider


Kommentare

  • Jenny Eckhardt

    1. Juni 2017

    Vielen Dank für den tollen Beitrag. Ich war auch neulich in Kolumbien und zum aller ersten mal, habe ich Mambo Tanzen gelernt. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich denke, ich werde dies zu meinem Hobby machen.

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