Eventwoche Teil 3 & 4: 10. Kölner Abend der Sportwissenschaften & Vernissage “Olympia Lounge”

Donnerstag, 12.05.2016: 10. Kölner Abend der Sportwissenschaft

Erhielt die Bronzene Ehrenmedaille der DSHS: Moderator Wolf-Dieter Poschmann
Erhielt die Bronzene Ehrenmedaille der DSHS: Moderator Wolf-Dieter Poschmann

Erste Schritte auf einem weiten Weg

Wenn in den vergangenen Monaten über die FIFA berichtet wurde, hatte dies ungefähr so viel mit Sport zu tun, wie das Sommersemester mit Schnee. Fragwürdige Vergabeentscheidungen, Schmiergeldaffären, Suspendierungen oder Festnahmen von wichtigen Entscheidungsträgern – kaum eine Woche verging ohne Aufdeckung von weiteren Skandalen im Fußball-Weltverband. Um die Korruption im Sport unter wissenschaftlichen Aspekten zu beleuchten, nahm sich die zehnte Ausgabe des „Kölner Abend der Sportwissenschaft“ dieses Themas an.

Unter der Leitung von Moderator Wolf-Dieter Poschmann, der als Mitinitiator der Veranstaltung die Bronzene Ehrenmedaille der Sporthochschule erhielt, diskutierten die DSHS-Professoren Volker Schürmann (Institut für Pädagogik und Philosophie) und Jürgen Mittag (Institut für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung) sowie Sylvia Schenk, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport von Transparency International Deutschland, und der Präsident des Tischtennis-Weltverbandes ITTF, Thomas Weikert, über Ursachen und Reformoptionen.

Behauptete sich als einzige Dame in der Runde: Sylvia Schenk
Behauptete sich als einzige Dame in der Runde: Sylvia Schenk

In seinem Impulsvortrag rückte Mittag die Strukturprobleme von Verbänden in den Vordergrund, die er am Beispiel FIFA verdeutlichte. Dabei machte er das Exekutivkomitee, das grundlegende Entscheidungen trifft, als neuralgischen Punkt aus. Die lange Amtsdauer von Verbandsbossen („Seit 1974 gab es vor Blatters Nachfolger Infantino nur zwei FIFA-Präsidenten.“) sowie der zweifelhafte Abstimmungsmodus (eine Stimme pro nationalem Verband, unabhängig von der Größe) begünstige ebenfalls unrechtmäßige Machenschaften. Zu allem Überfluss fehle es an Kontrollmechanismen und externen Gegenspielern (Checks and Balances).

Schürmann hob die Diskussion vor der Befassung mit systemischen Problemen zunächst auf eine Metaebene und beschäftigte sich mit dem in der Gesellschaft vorherrschenden Grundverständnis von Sport. Hier stellte er eine schleichende Verschiebung fest: „Nicht mehr die Leistung, sondern das Ergebnis steht im Vordergrund“, sodass er zu dem Schluss kam: „In einem Klima, in dem es überwiegend auf den Erfolg ankommt, wächst Korruption.“

Volker Schürmann, Jürgen Mittag und Thomas Weikert (v.r.) vertraten ihre Standpunkte zum Thema "Korruption im Sport
Volker Schürmann, Jürgen Mittag und Thomas Weikert (v.r.) vertraten ihre Standpunkte zum Thema “Korruption im Sport

In der anschließenden Podiumsdiskussion kritisierte Schenk, dass Korruption jahrelang als Kavaliersdelikt galt. Zudem sei sie sehr schwer zu bekämpfen, da „Schummeln menschlich ist. Wir neigen dazu, uns einen Vorteil zu verschaffen. Das fängt schon bei einem Vierjährigen an, der sich bei ‚Mensch ärger dich nicht‘ die Würfel passend legt, wenn der Vater gerade wegschaut.“ Dem stimmte auch Weikert zu. Trotz fortwährender interner Kontrollen könne er auch in seinem Verband „nicht zu 100 Prozent ausschließen, dass etwas unrechtmäßig läuft.“ Des Weiteren wies er auf kulturelle Unterschiede hin: „Was bei uns als korrupt gilt, ist anderswo vielleicht gängige Praxis.“

Zwar gebe es nicht DIE Lösung, dennoch lieferten die Diskussionsteilnehmer einige Ansätze zur Korruptionsbekämpfung. Schenk sprach sich für einen höheren Frauenanteil in Führungspositionen aus, da sie „opportunistisch handeln. Sie lassen sich zwar einladen, aber ob sie dem Willen des Einladenden folgen, ist eine andere Sache.“ Die Männer-Ehre dagegen würde besagen, dass man auch etwas zurückgeben muss, wenn man von einem Mann etwas bekommt. Mittag nahm vor allem die Medien in die Pflicht. Sie sollten „nicht nur begeisternde 1:0-Berichterstattung liefern, sondern den Finger tiefer in die Wunde legen.“

Nach der Hervorhebung zahlreicher negativer Aspekte der Sport-Welt lag es Weikert am Herzen, zu betonen, dass „die überwiegende Zahl der Sportler und Verbände ehrlich ist. Deswegen macht es so viel Spaß, im Sport zu arbeiten.“ Auch Mittag verbreitete zum Abschluss Optimismus. So markierten die jüngsten Veränderungen in der FIFA (Abschaffung des Exekutivkomitees, Amtszeitbeschränkung) „einen Schritt in die richtige Richtung.“ Auch wenn sie erst der Anfang eines langen Reformprozesses seien.

 

Freitag, 13.05.2016:       Vernissage „Olympia-Lounge“

Feierliche Eröffnung: (v.l.) Reckermann, Henkel, Frentzen, Rodewald, Höfer und Vesper
Feierliche Eröffnung: (v.l.) Reckermann, Henkel, Frentzen, Rodewald, Höfer und Vesper

Fackellauf endet in Köln

Sie waren schon in der Luft, unter Wasser und sogar im Weltraum. Seit 1936 wird das durch Sonnenstrahlen entfachte Olympische Feuer mit Fackeln von Hand zu Hand durch die Welt getragen. Die Route zum Austragungsort ist dabei nicht selten spektakulär. Je eine Fackel der Olympischen Sommerspiele von 1936 bis 2008 hat nun den Weg nach Köln ins Deutsche Sport & Olympia Museum gefunden.

Schlicht und schnörkellos: die erste Olympische Fackel der Spiele von Berlin 1936 (l.)
Schlicht und schnörkellos: die erste Olympische Fackel der Spiele von Berlin 1936 (l.)

Knapp drei Monate vor der Eröffnung der Olympischen Spiele in Rio fanden sich rund 100 geladene Gäste zur Vernissage der Olympia-Lounge ins Foyer des Hauses ein. Neben den Fackeln ist außerdem eine vollständige Sammlung aller Erinnerungsmedaillen, die die teilnehmenden Athleten seit 1896 erhalten, zu bestaunen. Sie verdeutlichen den Olympischen Gedanken „Dabei sein ist alles“. Stifter der Sammlerstücke ist Karl-Heinz Frentzen, bei dem sich Museumsdirektor Dr. Andreas Höfer für „den besonderen Abend und die Aufwertung unseres Hauses“ bedankte.

Um der Eröffnung einen würdigen Rahmen zu verleihen, gaben sich mit Heike Henkel (Hochsprung), Marion Rodewald (Hockey) und Jonas Reckermann (Beachvolleyball) drei Olympiasieger sowie Dr. Michael Vesper, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes, die Ehre. Hauptthema des Gesprächs mit Moderator Wolf-Dieter Poschmann waren natürlich die anstehenden Spiele in Rio.

Olympische Erinnerungsmedaillen (l.) und Siegermedaillen der Spiele von München 1972 (r.)
Olympische Erinnerungsmedaillen (l.) und Siegermedaillen der Spiele von München 1972 (r.)

Zwölf Wochen vor den Wettkämpfen zeigte sich Vesper zuversichtlich: „Ich habe ein gutes Bauchgefühl. Unsere Mannschaft ist sowohl quantitativ als auch qualitativ sehr gut.“ Henkel berichtete von ihren Erlebnissen und Eindrücken im Olympischen Dorf: „Dort kommt die Elite zusammen. Man fühlt sich untereinander sehr verbunden.“ Reckermann bestätigte dies, trauerte aber der Möglichkeit hinterher, so etwas bald in Deutschland erleben zu können. Doch trotz der gescheiterten Olympiabewerbung Hamburgs machte Vesper Hoffnung: „Die Idee, die Olympischen Spiele nach Deutschland zu holen, ist nicht für immer zerschlagen.“

Im Anschluss warfen die Gesprächsgäste natürlich einen interessierten Blick in die Olympia Lounge, die in Zukunft nicht nur als Ausstellungsfläche dienen soll. Auf einer Großleinwand werden die Spiele von Rio übertragen. In besonderem Ambiente kann hier also unter anderem das Finale des diesjährigen Fackellaufs verfolgt werden.

Modern und farbig: die Fackeln aus 2004 (l., Athen) und 2008 (Peking)
Modern und farbig: die Fackeln aus 2004 (l., Athen) und 2008 (Peking)

 

Ein Beitrag von Jan Gudorf

 

Hier gehts zu Teil 1 & 2

 


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